Frankreich

Hallo! Kannst du uns etwas über dich erzählen?

Hi! Mein Name ist Natalia, ich bin 40 Jahre alt. Ich wurde in Weißrussland geboren und lebe derzeit in Grodno. Ich habe in französischer Literatur promoviert und arbeite als außerordentliche Professorin an einer Universität.

Wie lange lernst/sprichst du schon Französisch?

Ich habe in der 5. Klasse angefangen Französisch zu lernen, zusammen mit Englisch. Ich war damals neun Jahre alt. Das war eine ziemliche Herausforderung, aber ich habe es geschafft – neben Englisch spreche ich jetzt seit 31 Jahren Französisch.

Ich habe sieben Jahre in der Schule Französisch gelernt und dann weitere fünf Jahre an einer Universität. Danach wurde ich Französischlehrerin. Ich unterrichte jetzt seit achtzehn Jahren Französisch.

Was war der Grund, warum du dich entschieden hast, Französisch zu lernen?

Dank des Ratschlags meiner Mutter beschloss ich, Französisch zu lernen. Ich war damals ein junges Mädchen und wusste natürlich nicht, welche Fremdsprache ich in der Schule lernen sollte – Englisch, Deutsch oder Französisch.

Meine Mutter hat mir gesagt, dass Französisch eine tolle, ja sogar großartige Sprache sei. Die Sprache der Kultur, der Bildung, des Adels. Deshalb sei es wichtig, Französisch als erste Fremdsprache zu lernen. Ich habe ihren Rat befolgt und diese Entscheidung nie bereut. Wenn ich heute zurückgehen könnte, würde ich dasselbe tun.

Was hat dir geholfen, beim Französischlernen motiviert zu bleiben?

Das Erlernen von Fremdsprachen ist immer großartig, weil die Sprache eine Art Code oder System ist und man selbst Teil dieses Systems wird - ein Sprachsystem sozusagen. Man konzentriert sich nicht nur auf das Land, seine Kultur oder seine Menschen, sondern wird Teil einer anderen Welt, einer geheimen Welt, die anderen Menschen nicht zugänglich ist.

Als ich noch in der Schule war, fingen mein Freund und ich manchmal an, auf öffentlichen Plätzen Französisch zu sprechen, wenn wir von anderen Menschen umgeben waren – draußen, in öffentlichen Verkehrsmitteln, auf Partys. Alle waren immer erschrocken, weil Französisch nicht weit verbreitet war (und momentan noch immer nicht ist).

Wenn wir auf Englisch gesprochen hätten, was sehr beliebt war und immer noch ist, wäre es ziemlich einfach gewesen, uns zu verstehen, aber Französisch ließ uns mysteriös und exotisch aussehen – und irgendwie cool. Wir hoben uns von der Masse ab und hatten viel Spaß damit.

Es war besonders hilfreich, wenn wir in Gesellschaft anderer Menschen waren und unsere Gedanken auf geheime Weise teilen wollten. Dieser Gebrauch von Französisch und seltener Englisch ließ uns interessant aussehen und brachte uns natürlich eine Menge zusätzlicher Punkte in den Augen anderer ein.

Wenn du eine Fremdsprache kannst – besonders etwas so schönes und melodisches wie Französisch – fühlst du dich irgendwie besonders.

Was findest du am besten an der französischen Sprache?

Ich lerne weiterhin Französisch, nicht nur, weil ich es unterrichte, sondern auch, weil die Franzosen für mich fantastisch sind. Bis heute sind die Franzosen Menschen, die vorangehen, über den Tellerrand schauen und ihr eigenes Werte- und Prioritätensystem haben. Das sind Menschen mit eigenen Sichtweisen, die sich oft von denen der breiten Masse unterscheiden.

Wenn sich die ganze Welt in die gleiche Richtung bewegen würde, würden die Franzosen zu 100% etwas besonderes, etwas individuelles, etwas eigenes finden. Ihre stark ausgeprägte Individualität unterscheidet die Franzosen von allen anderen europäischen Nationalitäten.

Ich mag diese Besonderheit – Individualität ist erquickend, da sie nicht wie alle anderen sind. Sie heben sich dadurch von den anderen ab. Ich lerne weiterhin Französisch und wenn ich es meinen Schülern beibringe, versuche ich, sie mit meiner Liebe zu Frankreich, den Franzosen und der französischen Sprache anzustecken.

Ich möchte ihnen zeigen, dass Frankreich großartig ist, dass es etwas Besonderes ist, dass es wichtig ist, nach Paris zu gehen. Schließlich ist es so wie man sagt: „Paris sehen und sterben“ – obwohl ich gerne erwähne, dass das Sterben optional ist, dass man auch weiterleben kann. Mindestens einmal im Leben Frankreich zu sehen und zu erleben, ist ein Bereicherung und ein Geschenk.

Frankreichs Individualität und die französische Sprache als etwas Besonderes und Einzigartiges – das ist mein Unterrichtsmotto.

Warst du jemals in Frankreich? Erzähle uns mehr über deine Reisen

Ich war leider nur zweimal in Frankreich. Das erste Mal war in der Schule, ich war in der 10. Klasse (Beginn des Gymnasiums), und unsere Klasse machte einen zweiwöchigen Ausflug nach Frankreich.

Die erste Stadt die wir besuchten, war Paris. Wir verbrachten dort nur etwa anderthalb Tage, bevor wir nach Bordeaux aufbrachen. Natürlich sollte ich erwähnen, dass es meine erste Auslandsreise war – insgesamt also eine neue und atemberaubende Erfahrung für mich und viele meiner Mitschüler.

Es war sehr cool, obwohl wir einen ziemlichen Kulturschock hatten (in diesem Moment wusste ich nicht, wie das hieß, aber jetzt weiß ich es). Frankreich war etwas ganz anderes und zu diesem Zeitpunkt fühlten wir uns wie in einer anderen Welt. Die unterschiedlichen Kulturen, Menschen, Speisen, Gerüche, Geschmäcker und Gewohnheiten – all das war sehr neu und sehr ungewöhnlich.

Schließlich hatten wir damals noch kein Internet. Es war im Jahr 1997 und alles, was wir über Frankreich wussten, hatten wir aus den französischen Lehrbüchern gelernt. Natürlich wussten wir vom Eiffelturm, Notre-Dame-de-Paris und anderen Sehenswürdigkeiten, aber jetzt hatten wir die Gelegenheit, alles selbst zu sehen.

Die Reise kostete ziemlich viel, aber meine Eltern entschieden, dass ich gehen sollte, um mehr von der Welt zu sehen. Und so ging ich hin. Es war hochinteressant. Wie gesagt, wir verbrachten anderthalb Tage in Paris und übernachteten in einem Hotel am Stadtrand.

Ich hatte noch nie ein solches Hotel gesehen, mit drei Betten in einem Zimmer und einem Gemeinschaftsbad auf dem Flur. Aber der Preis war sehr niedrig - etwa 10 Dollar pro Nacht, was für Paris zu dieser Zeit recht günstig war.

Ein französisches Hotel

Ich erinnere mich nicht was wir gegessen haben, oder wo wir gegessen haben, oder an irgendwelche anderen Details. Wir waren jung und die Reise hat uns unheimlich viel Spaß gemacht. Daran erinnere ich mich sehr wohl. Ich erinnere mich auch, dass wir mit einem Reisebus gefahren sind und als wir in Paris ankamen, haben wir geschrien: „Hurra Paris, wir sehen dich!“

Es war erstaunlich und atemberaubend – schließlich ist Paris Paris, mehr gibt es dazu nicht zu sagen.

Ich glaube, in diesem Moment - während meiner ersten Reise nach Frankreich - war mir nicht ganz klar, dass dies Frankreich ist. Es war großartig, einfach irgendwo ins Ausland zu gehen und die Atmosphäre aufzusaugen. Einfach mal den Ort zu wechseln.

Es war eher die zweite Reise, die mich mit einer bewussteren, solideren und nachdenklicheren Erkenntnis erfüllte. Ich erfuhr von einem *Au Pair* Programm **und entschied mich daran teilzunehmen. Ich verstand, dass ich später heiraten und Kinder haben würde. Ich würde mehr zu Hause sein und wahrscheinlich keine Gelegenheit mehr haben, lange Reise nach Frankreich zu unternehmen.

Meine Agentur fand eine Gastfamilie für mich. Ich telefonierte mit den Gasteltern und sie lobten mein Französisch sehr. Zu dieser Zeit hatte ich eine Schule mit den Schwerpunkten Englisch und Französisch abgeschlossen und drei Jahre Französisch an einer Universität studiert.

Die Gastfamilie war von meinen Französischkenntnissen angenehm überrascht und gestand, dass das Mädchen, das zuvor über dieses Programm bei ihnen geblieben war, kaum Französisch konnte, was große Probleme in der täglichen Kommunikation verursachte.

Sie baten mich zu kommen – und so fuhr ich wieder nach Frankreich.

Die Voraussetzung für dieses Programm war, dass ich studieren musste. Mehrmals in der Woche fuhr ich nach Paris, an die Sorbonne. Ich nahm immer den SNCF (ein französischer Hochgeschwindigkeitszug), weshalb die Fahrten sehr kurz waren – sieben bis acht Minuten, wie ich mich erinnere.

An der Sorbonne wurde ich zu einem Einstufungstest gebeten und sofort in die Aufbauklasse für Ausländer aufgenommen. Die Lerngruppe war wirklich bunt gemischt: Menschen aus China, Indien und vielen anderen Ländern. Die meisten waren Frauen – ich kann mich nicht erinnern, dass überhaupt Männer in der Klasse waren.

Es war sehr aufregend, da jeder etwas Französisch konnte, aber seine eigene Kultur und Mentalität mitbrachte, was den Unterricht zu einem wunderbaren Ort der Kommunikation machte. Und natürlich muss ich unserer Lehrerin Anerkennung zollen, da sie versuchte, unsere Lernerfahrung an der Sorbonne so positiv und effektiv wie nur möglich zu gestalten.

Ich habe sehr gerne bei meiner französischen Familie gelebt. Es war nicht wie normaler Tourismus, bei dem man für ein paar Tage kommt, in einem Hotel wohnt und in Restaurants isst. Das ist etwas ganz anderes – in einer Gastfamilie erlebt man den französischen Alltag und kann sich wie ein ganz normaler Franzose fühlen.

Man lebt nach ihren Regeln und ihrem Zeitplan, gewöhnt sich an ihre Haushalts- und Essgewohnheiten, sieht, wie sie Besucher empfangen, wie ihre Wochenenden und Ferien aussehen.

Ich erinnere mich, dass es für mich eine große Überraschung war, dass die Familie, mit der ich zusammenlebte, viermal im Jahr Urlaub hatte. Im Winter fuhren sie Ski. Im Sommer gingen sie im Atlantik schwimmen. Und im Frühling und Herbst ging es aufs Land, einfach um frische Luft zu schnappen und sich ein bisschen auszuruhen.

Viermal im Jahr Urlaub zu haben, hatte für mich einen Wow-Effekt. Vor allem wenn man bedenkt, dass sie als ganze Familie weggefahren sind. Die Familie hatte zwei Töchter und die Eltern passten ihren Zeitplan so an, dass sie gemeinsam in den Urlaub gehen konnten.

Ich habe mehrmals mit den Großeltern von beiden Seiten der Familie gesprochen. Es war eine völlig andere Erfahrung, da dies eine andere Generation von Franzosen war. Sehr alt und sehr französisch. Sie erinnerten sich daran, wie sie nach dem Krieg eingelegtes Gemüse und andere konservierte Lebensmittel herstellten – etwas, was die meisten modernen Franzosen nicht mehr taten diese Zeit.

Es war sehr angenehm mit meiner französischen Familie und anderen Franzosen zu sprechen, die intelligente Menschen waren und ich konnte viele neue, interessante Dinge lernen.

Diese Frankreichreise ist zu einem wichtigen Teil meines Lebens geworden. Ich verbrachte dort ungefähr sieben oder acht Monate, bis mich die Umstände zwangen, zu gehen. Und trotzdem bereue ich diese Erfahrung nicht, da ich so viel erlebt habe.

Ich habe zum ersten Mal gesehen, dass ein Land und eine Stadt multinational sein können und dass so viele verschiedene Menschen in dem Schmelztiegel, der Paris definitiv ist, zusammenleben können.

Warum hast du dich entschieden, Französisch zu unterrichten?

Nach dem Studium habe ich mich für ein Masterstudium beworben. Als Teil davon hatte ich angefangen, Französisch und Englisch zu unterrichten – und obwohl ich Französisch sehr mochte, war Englisch einfach mehr gefragt, sodass ich am Ende mehr Erfahrung im Englisch-Unterrichten hatte.

Als ich mein Studium beendete, stand auf meinem Master-Diplom, dass ich sowohl für das Unterrichten von Französisch als auch für Englisch qualifiziert war – und damit begann meine Karriere als Lehrerin.

Kannst du uns erzählen, wie es ist, auf beiden Seiten dieses Jobs zu sein: Französischstudent und später Französischlehrer?

Ein Student zu sein, der Französisch lernt und ein Französischlehrer zu sein, ist gleichermaßen spannend und interessant. Der einzige Unterschied ist, dass man sich als Student ein bisschen wie in einer riesigen Wüste fühlt. Man sucht etwas ohne zu wissen was, und weiß nicht, wo man sich gerade befindet. Die Menge an Informationen ist enorm und dies kann ein wenig überwältigend sein.

Wenn du ein Lehrer bist, dann ist das so, wie wenn du mit dieser Wüste und jedem Sandkorn vertraut bist. Du verstehst das Paradigma klar, und auf der Grundlage dieses Paradigmas kannst du die Schüler unterrichten.

Ein Charakter, der in der Wüste des Französischlernens verloren gegangen ist

Ich war gerne Student. Aber ich liebe es auch, auf der anderen Seite dieses Jobs zu sein. Sowohl das Studium als auch die Lehre sind befriedigende Lebensinhalte.

Was findest du heutzutage beim Französischlernen am herausforderndsten?

Wenn es um die Herausforderungen des Französischlernens geht, würde ich damit beginnen, dass Französisch eine Sprache ist, bei der der Lernende das passende Werkzeug benötigt – sei es ein Tutor, spezielle Materialien oder eine Sprach-App. Auf jeden Fall sollte es etwas oder jemand sein, der oder das dich durch den Lernprozess führt. Du brauchst einen Helfer.

Außerdem haben junge Menschen, die jahrelang mit dem Internet und Online-Ressourcen aufgewachsen sind, heute insgesamt viele Schwierigkeiten beim Lernen. Ich sehe das aus meiner Erfahrung – Menschen ändern sich und das müssen wir berücksichtigen.

Es ist nicht das Problem der Motivation, denn Schüler sind oft motiviert. Es geht darum, etwas auswendig zu lernen. Das Erlernen einer Sprache – jeder Sprache – beinhaltet oft viel Auswendiglernen. Und die moderne Jugend ist das nicht gewohnt. Warum etwas lernen, wenn man einen Internetzugang hat? Sie haben Online-Übersetzer, Wörterbücher und verschiedene andere Programme und sind daran gewöhnt diese zu nutzen.

Diese Komponente – etwas auswendig lernen – macht die Situation also ziemlich bemerkenswert. Jemand ist motiviert, er will lernen, er weiß warum, er ist bereit, aber er ist nicht bereit, das zu tun, was mit diesem Segment zusammenhängt - nämlich das Auswendiglernen riesiger Informationsbrocken - und das nicht nur einmal, sondern regelmäßig.

Das ist meiner Meinung nach heute die größte Herausforderung beim Sprachenlernen.

Das zweite Problem ist irgendwie ähnlich. Jede Sprache ist ein System und du musst es als etwas Integrales betrachten. Die heutige Jugend ist noch nicht bereit, die Sprache als komplexes Ganzes wahrzunehmen. Sie sehen ein bestimmtes Teil, beginnen damit zu arbeiten und wollen ein schnelles Ergebnis. Aber so funktioniert das Sprachenlernen nicht.

Um mit diesen Themen umzugehen, ist es wichtig, seinen Blickwinkel zu erweitern und zu versuchen, Sprache als ein integrales System zu sehen.

Ich bemerke, dass die heutige Jugend eine andere Art zu denken hat. Es gibt den Begriff des “clip thinking”. Das ist nicht mein Begriff, sondern einer, den viele Wissenschaftler und Psychologen verwenden.

Stelle dir einen Instagram- oder Facebook-Feed vor. Dort gibt es viele bunte, lebendige Informationen, in denen sich Wichtiges, Lustiges und Interessantes vermischt. Wie kurze Clips, die aneinandergereiht werden. Die Generation, die gerade studiert, ist es gewohnt, die Dinge so zu sehen. Aber man kann eine Sprache nicht über einen Instagram-Feed lernen.

Ein Lehrer kann den Schülern ein Thema geben. Beispielsweise „le gérondif“, eine entsprechende Regel dazu aufbereiten – und schon dreht sich die Aufmerksamkeit um. Sie brauchen etwas anderes, etwas Neues – neues Thema, neue Informationen, neue Regeln. Aber das Thema „le gérondif“ haben wir gerade erst angefangen zu lernen!

Dies macht den Lernprozess für alle Beteiligten zu einer Herausforderung – sowohl für die Schüler als auch für den Lehrer. Daher müssen wir nach Wegen suchen, alte Neuronenverbindungen zu löschen und neue aufzubauen. Um die Lücke zu schließen, bringe ich ihnen zuerst bei, wie man mit dem Material umgeht, wie man das Lernen verwaltet.

Während des Unterrichts lernen wir, die Aufmerksamkeit länger auf etwas zu konzentrieren – so sprechen wir zum Beispiel eine halbe Stunde lang über „le gérondif“ und sonst nichts.

Das dritte Problem ist ein Mangel an Zusammenarbeit. In den letzten Jahrzehnten haben wir unseren Kindern beigebracht, individuell zu sein und aufzufallen. Dadurch konnten wir Menschen heranziehen, die verstehen, was sie wollen. Das sind Leute, die ihre Ziele verfolgen, nicht die von jemand anderem. Insgesamt gesehen, ist das großartig.

In Gesprächen ist jedoch der Mangel an kollektivem Engagement und Orientierungslosigkeit gegenüber anderen Menschen spürbar. Französisch lernen (sowie viele andere Dinge) erfordert Interaktion und Dialog. Aus diesem Grund müssen wir im heutigen individualistischen Paradigma der zwischenmenschlichen Kommunikation mehr Aufmerksamkeit schenken.

Und zum Schluss möchte ich heute noch das Thema Bildungskrise ansprechen. Um erfolgreich Französisch zu lernen, sollte man wissen, wie sich die Welt in den letzten zwei Jahrtausenden entwickelt hat. Schüler brauchen Kenntnisse in Sachen Geschichte und Erdkunde – beim Lesen französischer Texte sollte man dank dieser Grundkenntnisse und seiner Ausbildung einiges übersetzen können.

Dazu gehört auch das Wissen über Kultur, Musik, Architektur, Literatur – im Grunde alles, was uns umgibt. Dies hilft einem dabei, mit der Sprache zu arbeiten. Und dieses Allgemeinwissen fehlt heute einfach oft.

Dies liegt nicht nur an der Bildungskrise in den Schulen, sondern auch daran, dass die Menschen nicht mehr so ​​viel Primärliteratur lesen wie früher – viele Menschen lesen überhaupt keine Bücher . Bücher erweitern nicht nur unseren Horizont und prägen unsere Vorstellungen vom Leben. Sie entwickeln auch figuratives Denken, das uns hilft, Sprache in Bezug auf ihre Symbolik und Bildsprache zu verstehen.

Wie hältst du deine Schüler unter diesen Voraussetzungen bei der Stange?

Wenn ich meinen Schülern Französisch beibringe, versuche ich immer zu erklären, warum sie die Sprache brauchen. Ich versuche zu betonen, warum es wichtig ist, zu studieren und zeige die Möglichkeiten auf, die der Lernprozess für sie eröffnet. Das ist im 21. Jahrhundert besonders wichtig. Wir leben in einer Ära offener Grenzen, der Ära des Internets, der Online-Bildung, der Remote-Jobs, der konzernübergreifenden Arbeit in verschiedenen Ländern usw.

Ich denke, dass es heutzutage für Lehrer viel einfacher ist, Studenten zu motivieren - verglichen mit der Zeit, in der ich selbst Studentin war.

Damals waren wir motiviert, weil das Erlernen einer Fremdsprache es den Menschen ermöglichte, Übersetzer zu werden und mehr zu reisen. Die Grenzen der Sowjetunion waren geschlossen und die Möglichkeit, als Übersetzer ins Ausland zu gehen, war sehr vielversprechend und hat uns in diese Nische gelockt. Ich glaube auch, dass dies einer der Gründe war, warum meine Mutter mir geraten hat, Fremdsprachen und insbesondere Französisch zu studieren.

Ich sage meinen Schülern immer: In Frankreich ist die Sorbonne, die es seit dem 12. Jahrhundert gibt. Da fühlt man Jahrhunderte und sogar Jahrtausende einer faszinierenden Geschichte mutiger, entschlossener Menschen, die wussten was sie wollten – Freiheit und Unabhängigkeit. Sie waren auf dem Weg zu diesem Ziel. Sie haben es erreicht. Und sie halten daran fest.

Frankreich ist ein Land der Philosophen. Voltaire, Montesquieu – das sind sehr bedeutende Namen in der Geschichte. Schriftsteller, Dichter, Künstler – alle grundlegenden Kunstrichtungen wurden unter anderem in Frankreich geboren. Natürlich ist es auch Mode – Mode von damals und Mode für die Ewigkeit.

Und dann ist da noch die Kultur. Die Franzosen sind von Kultur durchdrungen; Frankreich, die französische Sprache - alles was französisch ist sowie die Franzosen selbst – Kultur steckt in ihnen allen.

Abgesehen von den oben genannten Gründen, warum denkst du, dass es sich lohnt, Französisch zu lernen?

Erstens ist Französisch eine Sprache, die weltweit von mehr als 200 Millionen Menschen gesprochen wird. Wenn du Französisch kannst, kannst du nicht nur mit Menschen in Frankreich, sondern auch in Belgien, der Schweiz, Kanada, Tunesien und vielen anderen Ländern, problemlos kommunizieren.

Es ist auch eine der am häufigsten verwendete Sprache im Internet. Nach Englisch und Chinesisch – wenn du es kannst, kannst du Originalinformationen zu jedem Thema lesen, sei es Tourismus, Politik, Wirtschaft, Kochen usw.

Ein weiterer wichtiger Grund ist, dass Französisch die Sprache der Bildung ist. Die französische Sprache eröffnet dir den Zugang zu einer der ältesten Universitäten Europas. Die Sorbonne existiert seit Jahrhunderten in Paris und seit Hunderten von Jahren kann man dort eine höhere Bildung erhalten.

Zeichen vor der Sorbonne

Außerdem ist Französisch die Sprache der Karriere. Die Kenntnis darüber erhöht deine Chancen auf dem Arbeitsmarkt. Insbesondere wenn man zudem Englisch spricht.

Wie ich bereits erwähnt habe, ist Französisch die Sprache des Völkerrechts und der Kommunikation im politischen Bereich. Es ist zum Beispiel eine der offiziellen Sprachen der UNO – die mächtigsten Menschen der Welt verwenden es, um über globale Politik zu sprechen.

Natürlich lernen wir Französisch auch zum Reisen – fahre nach Paris, frage nach une tasse de café oder rufe den Kellner im Restaurant: garçon! Ebenso kann man bereits mit etwas Französisch jemanden auf der Straße um Hilfe bitten. Mit Französischkenntnissen kannst du dich an allen französischsprachigen Orten der Welt frei fühlen – ob in Paris, Nizza oder der Elfenbeinküste.

Es ist auch großartig Französisch zu lernen, weil es zur romanischen Gruppe der Sprachen gehört. Das erleichtert es dir, andere ähnliche Sprachen wie Spanisch oder Italienisch zu lernen. Natürlich ist Französisch schwieriger. Das Erlernen einer dieser Sprachen wird dir danach wie ein Kinderspiel vorkommen.

Schließlich ist Französisch unglaublich schön – ich weiß, das habe ich schon mehrmals gesagt, aber das ist die Wahrheit. Es ist tänzelnd, angenehm, interessant und gleichzeitig sehr reich, emotional, komfortabel und noch viel mehr. Demnach könnte man Französisch im Grunde auch aus rein ästhetischen Gründen erlernen.

Was hast du auf deinem eigenen Weg als Französischlehrerin gelernt?

Nach vielen Jahren als Französischlehrerin versuche ich immer, möglichst viele Parallelen zum Englischen herzustellen, denn an unserer Universität wird Französisch als zweite Fremdsprache gelehrt, Englisch als erste. Ich möchte die phonetische, orthografische, semantische und grammatikalische Kontinuität aufzeigen – um auf allen Ebenen zu erklären, wie bestimmte Wörter aus dem Französischen ins Englische gelangt sind.

Ich liebe es, diese beiden Sprachen derselben Gruppe von Schülern beizubringen, weil es den Schülern die Möglichkeit gibt, ihre Zweisprachigkeit zu entwickeln. Wenn sie während des Unterrichts mehrmals von einer Sprache in die andere wechseln, können wir die Unterschiede und Gemeinsamkeiten sehen und über diese beiden Sprachen im Vergleich sprechen, sowie ein System in ihren Köpfen erstellen.

Welche Lernmethoden bevorzugst du beim Französisch-Lernen?

Alle meine Unterrichtsmethoden basieren auf Erfahrung. Ich unterrichte seit 18 Jahren Französisch und dazu gehören natürlich jahrelange Beobachtungen, Analysen, die Arbeit an meinen eigenen Fehlern und das Experimentieren mit Methoden, um zu sehen, was funktioniert und was nicht. Man fügt etwas hinzu, erinnert sich an etwas, hört auf etwas zu verwenden, usw.

In meinem Unterricht gibt es keine durchgehende Methodik. Ich mische Elemente verschiedener Methoden zusammen. Dies hängt alles von den Materialien, der Art des Unterrichts (online oder offline) und den eigenen Besonderheiten und Merkmalen der Schüler ab.

Wenn ich Französisch unterrichte, versuche ich immer daran zu denken – und meinen Schülern zu sagen – dass das Erlernen der zweiten und nächsten Fremdsprache, besonders wenn wir über die europäischen Sprachen sprechen, ziemlich einfach ist.

Wenn eine Person eine Fremdsprache beherrscht, geht das Erlernen der zweiten wie im Flug. Man kennt die Prinzipien, Struktur und Syntax. Und wenn wir über Französisch und Englisch sprechen, gibt es zweifellos eine riesige Menge an gemeinsamen Vokabular und ähnlicher Syntax – das ist also viel einfacher.

Beim Französischunterricht konzentriere ich mich auch mehr auf das Lesen und Sprechen. Im Englischen wird der Grammatik viel Lernzeit gewidmet, denn damit die Schüler anfangen zu sprechen, müssen sie sich zuerst mit den Zeitformen auseinandersetzen.

Im Französischen ist es viel einfacher. Es gibt nur 9 Zeitformen, im Gegensatz zum Englischen, das 12 hat, die auch noch unterschiedliche Strukturen haben. Es gibt nicht so viel Verwirrung und Überschneidungen wie im Englischen und die Schüler können viel schneller mit dem Sprechen beginnen. Schon in den ersten Französischstunden gebe ich meinen Schülern gerne kleine Leseaufgaben mit Sätzen wie „Mein Name ist …“, „Ich bin … Jahre alt“, „Ich wohne in …“ usw.

Solche fünf bis sieben kurzen Sätze helfen ihnen, den Text nach der ersten Stunde zu lesen und sogar zu übersetzen. Mit ihren Notizbüchern zur Unterstützung, können sie die Sätze dann bereits nachsprechen. Meistens löst das bei den Schülern große Begeisterung aus. Sie staunen, dass sie gleich in der ersten Stunde schon etwas sagen können.

Wenn es um die Grammatik geht, müssen sie natürlich zuerst die Verben der dritten Gruppe im Präsens lernen. Während die erste und zweite Gruppe ziemlich einfach zu handhaben sind, enthält die dritte Gruppe unregelmäßige Verben, sodass ich die vollständige Automatisierung des Wissens benötige. Ich biete den Schülern an, diese Verben auswendig zu lernen, um ihre Fähigkeiten in diesem Bereich zu perfektionieren.

Als ich in der Schule war, hat uns meine Französischlehrerin immer gesagt: Auch wenn ich nachts zu dir komme und dich wecke, musst du alle Verben im Präsens vortragen können. Aus irgendeinem Grund habe ich mir das in meiner Jugend so vorgestellt – jemand weckt mich mitten in der Nacht, und ich rezitiere: „je dis, tu dis, il dit, nous disons…“ usw.

Also haben die Verben auswendig gelernt. Damals fürchtete ich meine Lehrerin und heute kann ich sie wann und wo immer ich gefragt werde, aufsagen. Dies ist eines der Elemente, die ich heute gerne verwende.

In meinem Unterricht wird auch viel an Phonetik gearbeitet – zum einen, weil die meisten Probleme durch den französischen /r/-Laut verursacht werden. Während des Trainings haben wir immer Wasser zur Hand und arbeiten daran, das englische und russische r loszuwerden.

Ich achte auch auf die Nasallaute – im Unterricht kneifen wir uns in die Nase und stellen uns vor, dass die ganze Klasse eine laufende Nase hat und üben Wörter wie „notamment“, „bon matin“ usw. Und natürlich konzentrieren wir uns auf die Liaisons – verbindende Wörter – um sicherzustellen, dass alles richtig ausgesprochen wird.

Viel Lesen ist ein weiterer wichtiger Bestandteil meines Unterrichts. Ich lese meinen Schülern viel vor und versuche, so viele abwechslungsreiche Audio- und Videodateien wie möglich in den Unterricht zu integrieren, damit sie die Sprache in verschiedenen Variationen hören können. Insbesondere von Muttersprachlern.

Wie wichtig ist Lesen für das Französischlernen?

Lesen ist im Allgemeinen wichtig – nicht nur zum Erlernen von Französisch oder einer anderen Fremdsprache. Wenn du gebildet sein möchtest, wenn du dich als Person mit vielen Facetten betrachten möchtest, dann solltest du natürlich zumindest die Eckpunkte der Weltgeschichte, der Geschichte deines Landes und der Geschichte des Landes für das du dich interessierst kennen. In unserem Fall wäre das dann Frankreich mit seiner spannenden und reichen Geschichte.

Wenn du Frankreich kennenlernen möchtest, solltest du zweifellos viel lesen, da einige der besten literarischen Werke von französischen Schriftstellern und Dichtern stammen. Französische Literatur demonstriert das Wesen dieser Sprache aufs Beste. Leicht, verspielt, sehr beweglich und gleichzeitig anmutig, bissig und kokett.

Charakter, der ein französisches Buch liest

Literatur – zuerst angepasste Texte und später die Originale – hilft dir also, dich in die Sprache einzuarbeiten. Es ist eine Hilfe von außen. Wir arbeiten gleichzeitig von zwei Seiten: Wir lernen die Sprache nach einem regelmäßigen Muster: Grammatik, Phonetik, Wortbedeutungen; und die Lektüre der authentischen französischen Literatur erlaubt es uns, die Sprache als etwas Integrales, Vollständiges zu sehen.

Wie schwierig ist es, Französisch zu lernen? Wovon hängt das ab?

Französisch zu lernen ist nicht schwierig. Englisch ist viel schwieriger. Erstens ist Französisch, wie ich bereits erwähnt habe, nicht so kompliziert, wenn es um Zeitformen geht. Zweitens ist die Übersetzung viel einfacher und reibungsloser, da es keine Polysemie (mehrere Bedeutungen eines Wortes) gibt, die der englischen Sprache so eigen ist.

Außerdem ist Französisch auch sehr melodisch und schön. Es hat eine Art Federung – was es sehr angenehm auszusprechen macht. Wenn man sich nicht zu sehr auf die Nasallaute und das “r” fixiert (was manche Schüler leider tun), kann man sehr schnell mit dem Lesen beginnen und viel Spaß dabei haben.

Kannst du einige Tipps geben, was beim Lernen förderlich ist und was nicht?

Ich werde wahrscheinlich sehr ausweichend sein, wenn es um diese Frage geht. Denn jeder Mensch ist sehr individuell und jeder hat seine eigene, individuelle Art, eine Fremdsprache zu lernen. Wieso ist das so? Was für den einen funktioniert, funktioniert für den anderen nicht.

Ich habe Erfahrung in der Arbeit mit Studenten, die erstaunliche Ergebnisse erzielen konnten, indem sie nur YouTube-Videos ansahen und anhörten. Es ist lustig zu sagen, dass es keine Methodik und keine Lerntechniken gab. Was sie erreichten, geschah hauptsächlich dank ihrer ererbten Wahrnehmung.

Die Videos waren eigene Phonetik- und Vokabellektionen, sodass nur kleine Korrekturen nötig waren. Für manche Menschen funktioniert eine solche Methode, für andere nicht. Deshalb gibt es nicht den einen, sicheren Weg, um eine Sprache zu lernen.

Wenn es um einige grundlegende Ratschläge geht, würde ich dennoch empfehlen, viel auf Französisch zu lesen und Videos oder Filme anzusehen. Aber nicht wahllose Videos, die man auf YouTube finden kann, sondern Lehrvideos, die für Anfänger konzipiert sind. Man sollte also nach etwas mit einem langsameren Sprechtempo, gängigen Vokabeln und einfacher Grammatik suchen.

Außerdem ist es eine gute Idee, mehrere Lehrbücher zu verwenden und sich nicht nur auf eines zu konzentrieren. Finde ein paar Bücher, verwende Online-Materialien und verschiedene Übungen – zum Beispiel solche, die bereits Antworten haben, was für Lehrer besonders praktisch ist, da man einfach die Antworten überprüfen kann und wenn weniger als 75 % der Übung richtig sind, empfehle ich immer, sie zu wiederholen.

Und natürlich ist es wichtig, Wörter auswendig zu lernen, um deinen Wortschatz zu verbessern.

Was rätst du denjenigen, die gerade Französisch lernen?

Denke daran, dass du die schönste Sprache der Welt lernst, die melodischste, die Sprache der Liebe, Schönheit und Kultur. Du hast Glück – erinnere dich stets daran und genieße das. Und sobald du dich in diese Sprache verliebst, wird sie dich auch lieben und dein Umgang mit der Sprache wird harmonischer.

Und dann werden Wunder geschehen, aber das wirst du selbst erleben.

Während des Unterrichts mit Leuten, die mit mir ausschließlich Englisch lernen, bitten mich die Schüler manchmal, etwas auf Französisch vorzulesen – insbesondere Gedichte. Es ist für sie eine vollkommen fremde Sprache und sie können nichts verstehen - aber gleichzeitig gibt es diese erstaunliche Eleganz der französischen Sprache, die den Geist erregt - und ohne ein Wort zu verstehen, sind die Menschen bereit zuzuhören und zuzuhören und zuzuhören…

Ich wünsche jedenfalls allen Menschen, die la belle langue française lernen, ganz viel Glück und Freude dabei! Au revoir.

*Die in diesem Artikel geäußerten Meinungen stimmen möglicherweise nicht mit denen der Redaktion überein.